Noch wirken die Räume leer und kahl,
doch bald werden sie mit Malerei und
Plastiken belebt werden. Wo früher
Ladentheken standen, französischer
Käse und Wein verkauft wurden, zieht
nun Kunst ein: Aus den Räumen des
ehemaligen Supermarktes "Intermarche"
mitten in der Lörracher City werden die
,,Kunsthallen am Markt". Anlässlich des
Milleniums bereiten zahreiche Künstler
aus dem Dreiländereck ein spektakuläres
Kunst-Event vor: "Bewegung ins 21.
Jahrhundert". Hinter dem programmati-
schen Titel verbirgt sich eine großes
Ausstellungsprojekt mit Rahmenpro-
gramm zur Jahrtausendwende.
In der Lörracher Kunstszene tut sich zur
Zeit was. 15 Künstlerinnen und Künstler
beteiligen sich an dem Mammut- Unter-
nehmen in Sachen Kunst. Das seit länge-
rer Zeit verwaiste Gebäude soll in eine
lebendige Kunsthalle auf Zeit verwandelt
werden. Veranstalter sind die Initiatorin
Iris Thudichum ehemalige Kunstagentin
und Inhaberin des benachbarten Stadt-
Hotels, und der Mitorganisator Rolf
Müller, ein Schweizer Musiker, die für
das Ausstellungsprojekt eigens eine
Gesellschaft gegründet haben. Die Idee
ist, die leerstehenden Räume in bester
City-Lage zu beleben und die gut 1000
Quadratmeter Fläche mit Malerei und
Skulpturen, Rauminstallationen und
Objektkunst zu füllen.
Für das geplante Kunstforum hat Iris
Thudichum verschiedene Künstlerinnen
und Künstler aus der näheren und wei-
teren Region angesprochen und sie
konnte sie alle für diese außergewöhn-
liche Gemeinschaftsausstellung begeis-
tern: ,,Es war niemand abgeneigt". Die
Jahrtausendwende wird das vorherr-
schende Thema der malerischen und
plastischen Arbeiten sein, wobei sich die
Ausstellungsteilnehmer von diesem
Thema aber nicht ,,eingeengt" fühlen
sollen. Die Stimmung unter den teil-
nehmenden Künstlern ist herzlich und
harmonisch. ,,Wir sind ein Kreis, der
sich mit dem Thema bewegen kann",
sagt Rolf Müller.
Nicht nur die Werkschau selbst soll Kunst-
freunde in die Kunsthallen am Markt locken. Diskutiert wird auch die
Möglichkeit von Workshops und |
öffentlichen Werkbetrachtungen im
Rahmen der Ausstellung. Einzelne
Künstler können sich vorstellen, wäh-
rend der Öffnungszeiten in den Ausstel-
lungsräumen zu arbeiten und so einen
Hauch Atelier-Atmosphäre zu verbrei-
ten. ,,Das inspiriert vielleicht", erhoffen
sich einige. Manche können sich sogar
vorstellen, ,,ein Happening zu machen",
um die Leute zu animieren.
Vorgesehen ist ein Rahmenprogramm
mit einigen Sonntagsmatineen, darunter
sind Lesungen, Konzerte, Tanzperfor-
mances. Bildende Kunst, Musik und
Literatur dürften fraglos das Interesse
des Lörracher Publikums wecken, das
in letzter Zeit mit bildender Kunst nicht
gerade verwöhnt wurde. Da füllt Iris
Thudichums Vorstoss durchaus eine
Lücke. Wenn es nach den Vorstellungen
der Organisatorin geht, werden in dem
Riesenraum auch keine Stellwände
aufgebaut, ,,damit es nicht aussieht wie
auf einer Messe, wo jeder seine Koje
hat".
Man darf sich von dieser Themenschau
also einiges an künstlerischen Perspekti-
ven, Einfüllen und Vielseitigkeit erwar-
tet. Einige der teilnehmenden Künstle-
rinnen wie Dorothee Rothbrust vom
Weiler Atelierzentrum Kesselhaus, Ka-
tharina Fekonja aus Basel und die
Schweizer Keramikerin Martha Hofer
haben Erfahrungen mit größeren Aus-
stellungsprojekten; sie planen eine ge-
meinsame Installation wie an der Grün
99 (,,Zwiegespräche"). Von der Tech-
nik her etwas Besonderes ist auch die
Glasschmelzmalerei des Glas-
künstlers Dietrich Gastel aus Lörrach,
die das Ausstellungsspektrum berei-
chern dürfte. Landschaften, Architek-
turen und Stilleben des Malers Bernd
Zwönitzer sind übrigens derzeit auch
im Stadt-Hotel ausgestellt.
Näheres über die Ausstellung finden
sich auf einer Webseite im Internet,
dort werden exemplarische Werke
und Künstler-Statements präsentiert.
Mit dieser bemerkenswerten Kunst-
Initiative kündigen sich auf jeden
Fall Bewegung, neue Impulse
und ein frischer Wind in der Lör-
racher Ausstellungslandschaft an.
JÜRGEN SCHARF |
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